Die eigenmächtige Zustimmung von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) für die EU-Wiederzulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat hat für heftigen Streit in der Politik gesorgt. Das unter dem Markennamen “Roundup” bekannte Pflanzengift steht im Verdacht, krebserregend und mitverantwortlich für das dramatische Insektensterben zu sein.

Eine im Oktober veröffentlichte Langzeitstudie besagt, dass in den vergangenen 27 Jahren die Masse der Insekten in Deutschland um 75 Prozent gesunken ist.  Daher fordern Umweltverbände, die SPD, Grüne und Linke ein nationales Glyphosat-Verbot.

Weltweites Bienensterben

Schon seit Jahrzehnten wird in vielen Ländern der Welt ein dramatisches Bienensterben beobachtet. In Deutschland haben Imkern zufolge bis zu 50 Prozent der Bienenvölker den letzten Winter nicht überlebt. Als ein Grund gilt der vermehrte Einsatz von Pestiziden.

Schmidts Glyphosat-Alleingang ist für Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.), in keiner Weise nachvollziehbar.  “Sowohl wir auf Bundesebene als auch alle unsere 19 Mitgliedsverbände auf Länderebene haben uns strikt und immer wieder gegen den Einsatz dieses Mittels positioniert”, sagte er in einer Presseerklärung.  

Der Imkerverbund sitzt in Wachtberg, eine Nachbargemeinde von Bonn. Im D.I.B. sind 110.000 Imkerinnen und Imker organisiert, die derzeit rund 750.000 Bienenvölker in Deutschland betreuen. Ihr volkswirtschaftlicher Nutzen wird mit 2,7 Milliarden Euro beziffert.

Glyphosat ist das meistverkaufte Pflanzengift in Deutschland. Es vernichtet in der Landwirtschaft und in Privatgärten Begleitgrün, das eine wichtige Lebensgrundlage und Nahrung nicht nur für Honigbienen, sondern für alle Blüten bestäubenden Insekten ist. Laut dem D.I.B. wurde bei Untersuchungen des Bienenbrotes (fermentierte Blütenpollen, die ein wichtiger Nahrungsbaustein für Bienen sind) ein Cocktail an Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen, was die Gesundheit und Vitalität der Bienenvölker beeinträchtigt.

Imker kontrolliert Bienenkästen (Foto: By Guido Radig, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

“Als Lebensmittelproduzenten haben wir die Verpflichtung, unser Naturprodukt Honig vor möglichen Einträgen solcher Mittel zu schützen. Daher sind wir gegen den weiteren Einsatz und werden uns weiterhin dafür stark machen”, so Maske. 

Das massive Insektensterben gefährdet die Lebensmittelproduktion, denn rund zwei Drittel der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. Je höher das Bienenvolumen, desto besser sind die Erträge in der Landwirtschaft.

Blühstreifen (Foto: Agroscope, Gabriela Brändle , CC BY-ND 2.0 via Flickr)

Auch der Bundesrat sorgt sich um den dramatischen Rückgang der Insekten. Er hat am 24. November eine Entschließung gefasst, die darauf abzielt, das Nahrungsangebot für Bienen und andere bestäubende Insekten auf brachliegenden landwirtschaftlichen Flächen zu verbessern. Hierzu sollen auf ökologischen Vorrangsflächen vermehrt pollen- und nektarliefernde Blühpflanzen ausgesät werden.

Futterpflanzen für die Bienen

Lokale Gruppen und Hobbygärtner können ebenfalls zum Bienenschutz beitragen durch das Pflanzen von Bäumen und die Aussaat von Blühpflanzen, z.B. über  Bonn im Wandel oder die Bienen Retten Initiative, bei der man Samentütchen bestellen kann.

Die Bienen-App ist im AppStore und bei GooglePlay erhältlich. (Quelle: BMEL)

Ein Lexikon mit bienenfreundlichen Pflanzen und Tipps für Bienenfreunde gibt es auf der BienenFüttern Webpage und der Bienen-App des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Bis zum 22. Dezember können sich Kommunen, landwirtschaftliche Betriebe und regionale Initiativen auch als Partner für das bundesweite BienenBlütenReich Projekt  von Mellifera e.V. bewerben. Die Flächen müssen frei zugänglich und mindestens 125 m² groß sein. Der Verein setzt sich für einen achtsamen Umgang mit Bienen in der imkerlichen Praxis und die Pflege ihrer Lebensräume ein.

Pestizidfreie Kommunen

Bundesweit verzichten schon 90 Städte und Gemeinden freiwillig auf Glyphosat bei der Pflege ihrer Grün- und Freiflächen. Dazu zählt die Stadt Bonn, in der das Mittel seit 2015 nicht mehr eingesetzt wird.

“Mit dem Bekenntnis zur pestizidfreien Kommune kommen die Kommunalpolitiker ihrer Verantwortung für Menschen und Umwelt nach. Sie zeigen, es geht auch ohne Glyphosat”, sagt Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Um diesen Einsatz zu würdigen, hat der BUND vor einer Woche eine interaktive Karte von pestizidfreien Kommunen veröffentlicht. Auf dem Website gibt es auch eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat und einen Ratgeber für die pestizidfreie und bienenfreundliche Bewirtschaftung kommunaler Flächen.

Besonders verheerend für die Bienen sei der Einsatz von Insektizide aus der Gruppe der sogenannten Neonikotinoide. “Das sind Nervengifte, die das Orientierungsvermögen und Gedächtnis der Bienen stören und ihr Immunsystem schwächen,” erklärt Hötzel.

Honigbiene auf Goldrute (Foto: Helge May/NABU e.V.)

Auf Bundesebene appelliert der BUND an die Parteien, einen Bienenaktionsplan in den Koalitionsvertrag aufzunehmen und Glyphosat und alle Neonikotinoide zu verbieten.

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die neonikotinoiden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam außerhalb von Gewächshäusern zu verbieten. Am 13. Dezember steht in Brüssel eine Entscheidung für dieses Teilverbot an.

“Wir brauchen aber ein Totalverbot und eine radikale Wende in der Landwirtschaft. Bis ein Glyphosat- und Neonikotinoid-Verbot greift, können noch Jahre vergehen. Daher ist es wichtig, dass wir auf allen Ebenen tätig werden. Sowohl in der Landwirtschaft als auch in den Kommunen und in Hobbygärten gibt es umweltfreundliche Alternativen, die Insekten wie Bienen und Wildbienen nicht gefährden,” so Hötzel.

Ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Insektenvielfalt in urbanen Gegenden sei die pestizidfreie Bewirtschaftung von städtischen Grünflächen und die Anlegung naturnaher Blühwiesen.

Blütenreich und ohne Gift in Bonn

“Bonn ist bereits eine nahezu pestizidfreie Stadt. Wir sind auf einem guten Weg”, bestätigt Sophie Goebel, die in der Fraktionsgeschäftsstelle der Grünen für Umwelt- und Verbraucherschutz zuständig ist.

Das Grünflächenamt habe zwar noch eine geringe Menge an Pestiziden zur Lausbekämpfung im Rosengarten in der Rheinaue und zur Wildkrautentfernung auf Friedhöfen verwendet, aber man testet nun Alternativen. “Die thermischen Unkrautbekämpfungsmittel scheinen gut zu funktionieren”, sagt sie.

Im September hat der Umweltausschuss einstimmig beschlossen, beim Grünflächenmanagement den Insektenschutz und die Biodiversität stärker in den Fokus zu nehmen. “Beim Einkauf von Saatgut und Pflanzen soll künftig mehr auf Insektentauglichkeit geachtet und heimische Sorten bevorzugt werden,” so Goebel.

Insektenhotel (Foto: By UliDolbarge CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)

Bonns Jamaika-Koalition hat auch einen Antrag eingebracht zur Aufstellung von “Insektenhotels” auf geeigneten Flächen, insbesondere bei Schulen und Kindergärten. Die Nisthilf-Kästen sollen in Partnerschaft mit Berufskollegs und Schulen im Werkunterricht gebaut werden. Geplant sei zudem, das städtische Wiesenprogramm auszuweiten.

Dabei werden Rasenflächen, die zuvor intensiv gepflegt wurden, in Wiesen überführt, die nur sporadisch gemäht werden. Im Vergleich zum häufig gemähten Rasen weisen die Wiesen eine bis zu 100 Prozent höhere Artenzahl auf.

Die Stadt möchte auch private Gartenbesitzer ermuntern, bienenfreundliche Blumenwiesen und sogenannte “Wilde Ecken” anzulegen und mehr Freiflächen für Bürgergärten und Urban Gardening Projekte verfügbar machen, wie das im Juni gestartete Stadtfrüchtchen am Nesselroderhof oder das Schulacker-Projekt von Bonn Fünfter Gesamtschule in Kessenich.

Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sollen Einwohner sensibilisiert werden, warum Bienen und die lokale Imkerei für eine lebenswerte Stadt und den Erhalt der lokalen Biodiversität wichtig sind.  

Bienen und Imker stärken

Nach Angaben des deutschen Imkerbundes hält jeder Imker hierzulande durchschnittlich 7,3 Bienenvölker. Weniger als ein Prozent betreiben die Imkerei erwerbsmäßig. Der Honig aus heimischer Produktion hat nur einen Marktanteil von 20 Prozent. Der Rest wird importiert, größtenteils aus China, Argentinien und Mexiko.

Honey Tasting beim 3. Bonnisst Meetup mit Honigspezialitäten aus dem Naturreservat der Banater Sandwüste

Im Kreisimkerverband Bonn gibt es derzeit lediglich zwei Berufsimker: der Bio-Imker Olaf Müller aus Alfter und Dete Papaendieck, der Imkermeister der Universität Bonn. Der Kreisververband besteht aus sechs Imkervereinen, die Hunderte von Bienenvölker betreuen.

“Jeder Verein hat im Schnitt 50 Mitglieder, deren Bienenstockzahl zwischen zwei und 150 schwankt”, sagt Winfried Michels.

Michels ist der Vorsitzende des Bonner Bienenzuchtvereins, der im Juni sein 150-jähriges Jubiläum feierte und im Bienenhaus  in der Rheinaue zuhause ist. Der Lehrbienenstand wurde für die  Bundesgartenschau 1979 gebaut zur Schulung der Öffentlichkeit über den Nutzen der Bienen und Imkerei. Während der Bienensaison bietet der Verein ein abwechslungsreiches Programm an.

Die 2018 Saison beginnt am 4. März mit einem Aktionstag, bei dem man Wachskerzen selber rollen und einem Imker bei der Arbeit zusehen kann. Jedes Jahr kommen rund 50 Kitas und Schulklassen zu Besuch. Alle Vereinsmitglieder sind Hobbyimker im Alter von 20 bis 90 Jahren.

Bienenhaus in der Rheinaue ist in der Nähe des Auensees (Foto: Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn)

“Dem Verein geht es gut. Wir können uns über fehlenden Nachwuchs nicht beklagen. Die Imkerei ist voll im Trend”, so Michels. “Nächstes Jahr findet auch wieder eine Imkerschulung in Zusammenarbeit mit dem Haus der Familie und dem Imkerverein Bad Godesberg statt.” 

Der Imker-Kurs  beginnt am 22. Februar und kostet €120.

In der Rheinaue betreut der Verein neun Bienenvölker, die in einem guten Jahr 20 Kilo Honig pro Stock produzieren. Ihren Honig kann man mittwochs (ab 17 Uhr) direkt am Bienenhaus kaufen.

Laut Michels starben in den vergangenen Wintern bis zu 30 Prozent der Bienenvölker in der Region. Als Ursachen gelten die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide, das durch Monokulturen verringerte Nahrungsangebot und der Klimawandel.

Honigbiene mit Varroa-Milbe (Quelle: Agroscope, CC BY-ND 2.0 via Flickr)

Die Bienenbrut wird zudem durch den Befall mit Varroamilben geschwächt. Die Milbe ist ein aus Ostasien eingeschleppter Parasit, der in Deutschland erstmals 1977 aufgetreten ist und seitdem viele Bienenvölker vernichtet hat. Um das Überleben der Völker sicherzustellen, müssen diese jährlich behandelt werden. Zur Varroa-Bekämpfung verwenden die meisten Imker natürliche Säuren wie Ameisen- oder Oxalsäure, doch ausrotten lässt sich die blutsaugende Milbe mit diesen Mitteln nicht.

Der Kauf von regional produziertem Honig hilft den Imkern ihre Bienenstöcke zu pflegen und zu finanzieren und unterstützt indirekt den Umwelt- und Artenschutz. Hobbygärtner können der lokalen Bienenpopulation helfen, indem sie auf Pestizide und Zierrasen verzichten und blütenreiche heimische Bäume pflanzen, wie Obstbäume, Linden, Kastanien oder Robinien.

“Bienen brauchen Pflanzen mit vielen Blüten. Ein Baum hat bis zu 150.000 Blüten”, erklärt Michels. “Unsere fliegenden Freunde kommen auch durch Wasserstrahlen von automatischen Rasensprengern ums Leben.”

Blühende Oasen für heimische Arten

In Zierrasen, exotischen und hochgezüchteten Pflanzen, wie Forsythien oder die japanische Zierkirsche, finden heimische Insekten und Vögel nicht, was sie zum Leben brauchen.

“Die Kirschblüte in der Altstadt sieht schön aus, doch für Insekten ist die Blütenpracht eine grüne Wüste, weil Zierkirschen keine Früchte tragen”, sagt Michaela Shields vom Wissenschaftsladen Bonn e. V. (WILA Bonn).

Um Grünflächen von Wohnungsunternehmen nach ökologischen Gesichtspunkten neu zu gestalten, hat der Wissenschaftsladen im Herbst das  Modellprojekt “Treffpunkt Vielfalt -PikoParks” in Partnerschaft mit der Stiftung Mensch & Umwelt gestartet. Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium gefördert und fachlich vom Bundesamt für Naturschutz begleitet. Die kooperierende Wohnungsunternehmen stellen dafür jeweils eine Fläche von ca. 300 Quadratmetern zur Verfügung.  

In insgesamt fünf Städten sollen kleine, naturnah gestaltete Parkanlagen entstehen. Einer dieser sogenannten PikoParks ist in einer Wohnsiedlung im Bad Godesberger Stadtteil Pennenfeld geplant.

PikoPark-Modell – Pilotprojekt Förderung der biologischen Vielfalt in Wohnquartieren – (Foto: WILA Bonn e.V.)

Die Anwohner sind aktiv an der Planung beteiligt. In der Modellierungsphase haben sie Anfang November in einem Workshop mit ihren Händen aus Erde, Ton und anderen Materialien ein Modell nach ihren Bedürfnissen gebastelt.

“Daraus wird nun ein Grünraum mit heimischen, standortgerechten Pflanzen entwickelt mit Platz für Ruhe, zur sozialer Begegnung und zum Naturerlebnis”, erläutert Projektmitarbeiterin Shields.

Der Wunsch ist, dass die Idee begeistert und zur Nachahmung anregt. In einem praxisorientierten Handlungsleitfaden werden die Ergebnisse des Verbundprojektes am Ende zusammengeführt.

Bienen-Bonn Website

Anfang des Jahres hat der Wissenschaftsladen in Kooperation mit der Code for Bonn Initiative und dem BonnLAB einen zweitägigen Workshop organisiert, bei dem der Bienenschutz im Mittelpunkt stand und die Frage, wie man lokale Imker bei ihrer wichtigen Arbeit für das Ökosystem unterstützen kann.  An dem  “Imkern in Bonn” Workshop haben 35 engagierte Personen teilgenommen, nicht nur Imker, sondern auch IT-Fachleute, Pädagogen und Naturwissenschaftler.

Workshop “Imkern in Bonn – Herausforderungen und Lösungen” (Foto: WILA Bonn / BonnLAB)

“Unser Ziel war, motivierte Personen mit unterschiedlichem beruflichen und institutionellen Hintergrund zusammenzubringen”, sagt Norbert Steinhaus, Vorstandsmitglied des WILA Bonn. “Wir sind begeistert von ihrem Engagement und  Ideenreichtum. Ich denke, wir haben hier nachhaltig etwas in Bewegung gebracht.”

Aus dem Workshop ist der Bienen-Bonn Website hervorgegangen, eine online-Plattform “für Bieneninteressierte, Naturfreunde, Imker und Honigliebhaber”, die eine interaktive Karte und einen Kalender für Info- und Bildungsangebote beinhaltet. Die Initiative soll der interdisziplinären Vernetzung dienen und sukzessiv ausgebaut werden.

Angedacht ist die Gründung eines lokalen Dienstleistungsservices für Imker, der beispielsweise die Honigverarbeitung, Reinigung und Wiederaufbereitung der Wabenrähmchen übernehmen könnte, sowie ein Forschungsprojekt mit Lichtsensoren zur Ermittlung der Brutzeit und verbesserten Varroamilben-Bekämpfung.

Bericht zur Lage von Bestäubern

Der in Bonn ansässige Weltbiodiversitätsrat (IPES) hat 2016 seinen ersten globalen Bericht zur Lage von Blütenbestäubern vorgelegt. Der UN Report stellt die Pestizid-Anwendung in der Landwirtschaft als eine Hauptgefährungsquelle für die Blütenbestäubung heraus. Die Antwort darauf sei eine Wende zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit diversifizierten Anbausystemen auf der Basis von ökologischen Praktiken und ökologischer Intensivierung.

Dies beinhaltet Hecken und Feldstreifen mit blühenden Pflanzen und eine bodenschonende Bewirtschaftung, bei der die Erde nicht gewendet wird, um Kohlenstoff im Boden zu binden. Somit könnte die Landwirtschaft von einem der größten Produzenten von Treibhausgasen zu einem Schlüsselelement zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens werden.

Die Folgen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und die Bedeutung von pollenbestäubenen Insekten für die globale Ernährungssicherheit waren auch bei der UN Klimakonferenz im November ein zentrales Thema. Als besonderer Erfolg der COP23 gilt, dass nach jahrelangen, ergebnislosen Verhandlungen erstmals ein gemeinsames Arbeitsprogramm zu Landwirtschaft und Klimawandel in die politische Agenda aufgenommen wurde.

Im Climate Planet, eine begehbare 20 Meter hohe Nachbildung des Erdballs, konnten Schulklassen und interessierte Bürger in der Rheinaue den Klimawandel und seine Folgen konkret “erleben”. In der vom Entwicklungshilfeministerium (BMZ) gesponserten interaktiven Ausstellung wurden erschreckende Bilder des kanadischen Fotojournalisten Kevin Freyer von Obstplantagen in China gezeigt, in denen infolge des jahrzehntelangen Pestizideinsatzes keine Bienen mehr summen.

Menschliche Pollenbestäuber im Obstanbaugebiet in Szechuan (Foto: Kevin Freyer/GreenSeven2015 Pro7)

Deshalb haben menschliche Arbeiter dort die Blütenbestäubung der Obstbäume in teils schwindelerregender Höhe übernommen. Ein Arbeiter schafft am Tag mit aufwendiger Handarbeit etwa dreißig Obstbäume zu bestäuben. Ein Bienenvolk bestäubt zum Vergleich bis zu 300 Millionen Blüten pro Tag.

Be(e) Fruitful!

Die Bonner Malerin Sandra Ney beschäftigt sich auf künstlerischer Weise mit dem Insektensterben. Ihre “Be(e) Fruitful” Bildreihe ist Teil der  “Ikonen der Nachhaltigkeit” Ausstellung im Frauenmuseum, die bis zum 28. Januar läuft.  In den farbenfrohen Portraits und Stilleben möchte sie die Bestäuberinnen, deren Überleben durch Pestizide bedroht ist, nicht nur in ihrer vollen Schönheit zeigen, sondern die Betrachter auch wachrütteln und zum bewussten Konsum ermutigen.

Be(e) Fruitful! – Gemälde von Sandra Ney in der “Ikonen der Nachhaltigkeit” Ausstellung im Bonner Frauenmuseum (Foto: Sandra Prüfer)

“Als Ernährungswissenschaftlerin liegt es mir am Herzen, den Menschen zu sagen, dass unsere Ernährung mit dem Wissen von heute giftfrei und ohne Gentechnik erzeugt werden kann”, sagt Ney.

Sie verweist auf den neuen Dokumentarfilm “Code of Survival” von Bertram Verhaag, der im Januar im Kino in der Brotfabrik gezeigt wird (9.01. 19 Uhr, 21.01. 13 Uhr).  Der Film ist ein Plädoyer für eine bio-dynamische Landwirtschaft und veranschaulicht in eindringlichen Bildern die Gefahren des weltweiten Gentech-Anbaus.

Der intensive Einsatz des Pestizids “Roundup” hat zum Beispiel in den USA dazu geführt, dass sich resistente Unkräuter entwickelt haben, die ein Superwachstum an den Tag legen und eine Nutzung der Ackerböden nahezu unmöglich machen.  Den negativen Folgen stellt „Code of Survival“ drei zukunftsweisende Landwirtschaftsprojekte in Indien, Ägypten und Deutschland gegenüber, die zeigen, dass es auch ohne Glyphosat geht.

 

4 KOMMENTARE

  1. Sehr präzise, aber ein kleiner Bissen langatmig für die heutige Smartphonetische Zeit…
    Schöne Grüße aus Sauerland, F. Adamss

    • Lieber F.AdaMs, Danke für den Kommentar. Das stimmt. Der Artikel ist lang, wahrscheinlich zu lang. Aber dies war auch als ein Overview Story gedacht, u.a. zur Sichtbarmachung der lokalen Bienenschutz-Akteure. Dass es so viele davon gibt, ist doch eigentlich eine tolle Sache. Bonnections ist kein Ort für Häppchen-Journalismus. Das machen schon genug andere. Sie mögen vielleicht mehr Klicks und Likes bekommen, aber was ändert das an dem Bienensterben? Was können wir hier lokal tun? In Bonn und im Sauerland?

  2. Liebe Sandra, danke für den spannenden Artikel! Ich schreibe meine Bachelorarbeit zu urbanem Imkern in Bonn und konnte spannende Informationen für meine Arbeit finden. Gibt es die Website ‘Bienen-Bonn’ denn noch? Würde sie gerne mal anschauen. Liebe Grüße Marta

    • Liebe Marta, das könntest Du bei WILA in Erfahrung bringen. Es freut mich, dass der Artikel für Dich nützlich war.
      Beste Grüße, Sandra

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